Die Häuser mit der alten Nummer 2 und 3 waren das Gemeindedienerhaus und das Armenhaus. Sie standen sich am Kirchplatz gegenüber. Ursprünglich hießen sie Hirtenhäuser. Darin wohnten die Gemeindehirten. Es gab im Dorfe nicht nur Schäfer, sondern auch Kuh-, Schweine- und Gänsehirten. 1722 werden der Gänsehirt Breitrück und der Schweinehirt Biedermann genannt. 1736 ist der Gemeindediener Zinke zugleich Hutmann, was wohl Feldhüter bedeutet, und Gänsehirt. Vor der Separation unterhielten alle Güter und Bauernwirtschaften des Dorfes zusammen einen Zuchtbullen und einen Zuchteber. Für diese Tiere hatten nicht die Hirten, sondern ihre Wirte zu sorgen. Sie erhielten dafür 4 Morgen Ackerland und einen Morgen und 31 „Ruthen“ Wiese. Diese Regelung galt bis 30.4.1856. Im Jahre 1932 wohnte im Hause Nr. 2 der Gemeinde- und Schuldiener August Mehler. Als nach einigen Jahren die neuen Gutsarbeiterwohnhäuser gegenüber der Kirche erbaut werden sollten, wurde das Gemeindehäuschen dem Gute überlassen und abgerissen. An seiner Stelle etwa steht heute, 1960, das Haus „Kirchplatz 5“. Familie Mehler verzog bald danach nach Westdeutschland.
Im alten Haus Nr. 3 wohnte um 1930 eine Familie Beier, die einen kleinen Käsehandel betrieb. Als Käsehändler Beier, schon ein älterer Mann, eines Tages seinen motorisierten Lieferwagen reinigte, explodierte ihm der Benzintank, und der arme Beier kam ums Leben. Seine Witwe, „die Käsebeierin“ genannt, aber sagte: „Er war schon immer wie´n Striekholz, nu is er och noch abgebrannt.“ Als dies Original eines Tages auf der Dorfstraße der Frau Amtsrat Schreiber begegnete und wußte, daß ihr erwachsener Sohn, „der junge Herr Schreiber“, krank lag, erkundigte sie sich im Vorübergehen nach seinem Befinden mit den Worten: „Na, Schreibersche, was macht denn der Bengel ?“ – 1960 kennt man keine Armenhäuser mehr, aber das Haus selbst steht, notdürftig instandgehalten, 1966 noch immer bewohnt als „Kirchplatz 4“.