Die alte Hausnummer 8 ist die Sundhäuser Mühle, heute Sondershäuser Str. Nr. 15. Die Mühle ist so alt wie das Dorf und gehörte ursprünglich zum Reichshof oder zur Karlsburg. Um 1850 besaß sie der Ökonom Friedrich Wilhelm Theodor Schellhoß. Dieser hatte sie vom Rittergut gekauft mit folgendem Zubehör:
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dem Mühlgraben
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dem dabei befindlichen Wiesenwuchs
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der Fischerei
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der Berechtigung, den Sommer über zwei Kühe unter das Karlsburgische Vieh zu treiben
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dem Recht, vom Gute alljährlich einen Acker Land zur Sömmerung ohne Entgelt, wo solches in der Brache hinfällt, frei gepflügt und geackert zu fordern.
Mühlenbesitzer Schellhoß besaß außerdem Land im Berbisleber Feld, in Riesleben, am Blutberge, vor dem Hundegraben, auf dem Eselswege, am Lindenberge, am Schelmentale, am Marktstiege, am Hohlen Wege, an der Gehren heimwärts, vor dem Semsen auswärts, im Kessel, das Wasserfleck, am Goldberge und die dreieckige Sottel. –
Müller Schellhoß verkehrte viel mit der Sundhäuser Familie von Biela. Aber 1850 hat er leider auf der Entenjagd aus Versehen den Gymnasiasten Wallrot Adolf von Biela, den Sohn des Gutsbesitzers Rudolf Bodo von Biela, erschossen. Da war es mit der Freundschaft aus. – Gutsbesitzer Schreiber auf der Karlsburg kaufte die Mühle mit allem zugehörigen Besitz auf und verpachtete sie dann. Vor dem ersten Weltkriege hatte sie Müller Hermann Weiß in Pacht, bis sich dieser an der Sondershäuser Straße das stattliche Bauerngehöft Nr. 164, heute Nr. 52, erbaute. 1913 bis 1931 war Müllermeister Gerlach aus Bardeleben Pächter, und danach war es bis 1951 Meister Fritz Helbing aus dem nahen Windehausen. Die Mühle ging nach der unseligen Hitlerzeit in das Eigentum der Gemeinde über. –
1890 brannte die Mühle ab, wurde aber neu aufgebaut, und bei dem Brande der Reinhardtschen Zimmerei 1932 brannte der angrenzende Viehstall der Mühle nieder. –
Die Sundhäuser Müller waren früher Erbpächter, das heißt, sie pachteten die Mühle mit dem zugehörigen großen Landbesitz von den Karlsburgern und hatten das Recht, den nicht kündbaren Pachtkontrakt auf die Erben übergehen zu lassen. 1730 heißt der Müllermeister Adam Sonderhof. 1750 ist es Christoph Heinrich Prophet, der 1754 stirbt. Seine nachgelassene älteste Tochter heiratet den Sohn des Hintersassen Jürgen zu Woffleben. So wird dieser Jürgen nun Erbpachtmüller. 1787 wird es Johann Christoph Steuber. Er hat das schlimme Kriegsjahr 1806 in Sundhausen erleben müssen. Am 17.10.1806 wurde die Mühle von den durchziehenden Franzosen geplündert, und am 30.10.1806 starb Steuber an den Folgen der ausgestandenen Schrecken. Steubers Witwe hielt die Mühle wie auch die mit ihr verbundene Bäckerei und Branntweinbrennerei fest in ihrem Besitz. Das Branntweinbrennen aber verpachtete sie bald weiter an einen Kleinberg und später an den Braumann Dietrich. 1820 hieß der Müllermeister Johann Wilhelm Bürger. Die Witwe Steuber war eine geborene von Biela. Ihre Tochter heiratete den Königlich preußischen Amtsuntertan Johann Friedrich Karl Schellhoß. Dieser bringt um 1865 die Mühle mit 70 Morgen Land durch Kauf in seinen Besitz. Die ihm folgenden Besitzer heißen 1867 Ludwig Joseph Engelmann und 1875 bis 1886 Friedrich Riefenstahl.
Noch von der Mühle
Die früher mit der Mühle verbundene Karlsburger Schenke auf dem Gehöft zwischen Mühle und Sondershäuser Straße, heute mit der Hausnummer 17 in dieser Straße, hatte noch 1861 einen Andreas Christian Keitel zum Pächter. Aber 1864 gilt der Schankwirt Friedrich August Peter schon als ihr Besitzer.
Auf Beschluß vom 28.11.1880 bittet Sundhausens Kirchenvertretung den Herrn von Karlsburg als Amtsvorsteher, mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß aller Unordnung in dem zur Mühle gehörendem Gasthause entgegengetreten werde, worauf am 23.1.1881 dem Schankwirt die Schankkonzession entzogen wird.
1886 wurde die Mühle von einem Müller Schulze gekauft. 1891 brannte sie nieder. Schulze ließ sie wieder aufbauen, verkaufte sie aber an eine Witwe Grunsfeld. Von ihr kaufte sie ein Bleichrodt. In der Mühle sollte eine Drahtweberei angelegt werden. Aber der Grundbesitzer Schreiber fürchtete, dadurch seine Landarbeiter zu verlieren und kaufte deshalb im Jahre 1900 die Mühle für 60000 Mark.