Von Fritz Kuntze, Kassel
Nachdem geschlagen der Bauern Heer,
der Thomas Münzer gefangen,
gab´s für die Bauern kaum Rettung mehr,
um ihr Leben mußten sie bangen.
Die Bauern der Grafschaft Hohenstein,
die führte man zu Gerichte.
Ein Ring von Rittern schloß sie ein
es dräute manch´ finstres Gesichte.
Die Bauern standen wie Schafe im Pferch;
mußt´ jeder den weißen Stab halten.
Graf Ernst von Hohenstein – Klettenberg
kam, als Richter des Amt´s zu walten.
„Was soll mit dem elenden Haufen gescheh´n?“
so fragte der Graf seine Ritter.
„Eure Meinung, Ihr Herren! Wir werden dann seh´n!“
Für die Bauern klang das gar bitter.
Den Ritter Bernhardt von Tettenborn,
dem die Bauern den Sohn erschlagen,
den überkommt es mit jähem Zorn,
und grollend hört man ihm sagen:
„Ihr Frevel ist groß; es mag daher
ihr Blut auch heute noch fließen;
drum soll an seinem Jägerspeer
jeder Ritter neun Bauern spießen!“
Ein anderer Ritter meinte: „Fürwahr,
laßt Euch nicht zur Nachsicht erweichen!
Man jage die ganze elende Schar
und ersäufe sie in den Teichen!“
Drauf Ritter von Sundhausen, Balthasar,
nahm´s Wort: „Sind falsche Gesellen!
Verdienten den Tod! Das ist wohl wahr!
Doch wer soll die Äcker bestellen?
Nehmt Euch ein Beispiel am Schwarzburger Land, -
denkt an die Witwen und Waisen!
Straft sie am Vermögen mit Buße und Pfand,
und sonst laßt uns Gnade erweisen!“
Graf Ernst blickt drauf den Ritter fest an,
reicht die Hand ihm mit frohen Gehaben:
„Sundhausen, Du redest wie´n ehrlicher Mann!
Dein Wort soll Geltung haben!“
Es wurden bestraft mit Geldbußen dann
die Bauern in mäßigen Schranken.
So geschah´s, daß klügere Einsicht gewann
den Sieg über Rachegedanken.