Die Ernährungsschwierigkeiten stiegen. Es gab nur noch alle 14 Tage etwas Fleisch zugeteilt. Marmelade wurde pfundweise verkauft. Manche Kinder bekamen Brot mit Salz zu essen. Pfarrer Sachtleben spricht wahrscheinlich von seinen eigenen Kindern, wenn er schreibt: “Ich sehe die Kinder noch weinen, als sie statt Kaffee und Brot wieder nur um 4 Uhr nachmittags Kartoffeln bekamen.“ Die Preise stiegen. Ein Entenkücken kostet 5 bis 10 Mark, ein Gänsekücken 10 bis 15 Mark; Eier müssen abgeliefert werden im März von jedem Hühnerhalter 5, im April 6 Stück, sie werden mit 25 Pfennig je Stück vergütet; zu kaufen ist ein Ei im Ort für 40 Pfennig. Das Schock Kohlrabi kostet 18 Mark, ein Kopf Wirsing 80 Pfg. Neue Schuhe gibt es für 20 bis 40 Mark nur zu kaufen, wenn man alte abliefert. Kleider sind nicht mehr zu haben, man soll im Gegenteil von zwei Anzügen einen abliefern, damit die Leute, die für das Militär arbeiten, ihn erhalten. Ein Huhn wird mit 10 bis 15, ein Ferkel mit 80 bis 120 Mark bezahlt. Trotz aller Nöte spendet man noch freudig. Eine Ludendorffspende zum Besten der Kriegsbeschädigten am 15.6.1918 ergab 73 Mark in Sundhausen.
Am 12.2.1918 wurde der Landsturmrekrut Thilo Härting in der rechten Seite so schwer verwundet, daß er noch am gleichen Tage starb. Er wurde auf einem Soldatenfriedhof in Lothringen begraben.
Der Reservist Franz Böhme aus Sundhausen in einer Magdeburger Fuhrparkkolonne wurde zum Gefreiten und Oberschmied befördert. Am 11.4.1918 fiel der Bahnarbeiter Friedrich Küchenthal bei Lille in Frankreich durch Gewehrschuß.
Am 15.5.1918 verschied Selmar Zehnpfund, ein Sohn unseres Bäckermeisters gleichen Namens, dem das Eckgehöft Sondershäuser Straße – Rodegasse gehört, in Frankreich durch Granatverletzung. Sein Kompanieführer schrieb an seine Angehörigen:
„Wir befanden uns in einem halbwegs gut ausgebauten Keller. 10 Uhr abend empfingen wir unser warmes Feldküchenessen. Nach dem Essen säuberten verschiedene ihr Geschirr; auch Zehnpfund trug sein Geschirr in ein neben dem Hausflur liegendes Zimmer. In diesem Augenblick schlug ein Zufallstreffer einer Granate in die Wand. Ich selbst und vier Kameraden, wir befanden uns im Flur und kamen mit dem Schrecken davon. Alles stürzte in den Keller. Meinem Burchen fiel Zehnpfund in die Arme. Wir brachten ihn in den Keller und verbanden ihn. Durch starken Blutverlust schlief er ein.“
Am 15.8.1918 fällt der verheiratete Reservist Rüdiger. Er war zweimal verwundet worden und hatte seine Heimat nach der Entlassung aus dem Lazarett erst vor kurzem besucht.
Am 9.9.1918 fiel Fleischer Hermann Karsten, 24 Jahre alt, am 10.9.1918 starb Bahnschaffner Karl Pein im Lazarett Laon, Frankreich nach 18 Tagen Krankenlager, am 23.10.1918 starb Zimmermann Gottfried Liebram in einem Lazarett.
Als November 1918 Waffenstillstand geschlossen und eine deutsche Republik gebildet worden war, wurden auch in Sundhausen Soldatenräte aufgestellt. Sie regelten die Verteilung von Milch und anderen Lebensmitteln, sahen nach den Kohlenvorräten in Kellern oder Schuppen und verteilten sie, wenn es nötig war. Die Krieger kehrten in ihre Heimat zurück. Sundhausen hatte zu ihrem Empfang eine Ehrenpforte mit „Herzlich Willkommen !“ errichtet. Am zweiten Weihnachtstage fand für sie ein Empfangsgottesdienst statt.