Die Kirchenstühle

Früher hatte jeder erwachsene Dorfbewohner seinen bestimmten Platz oder Banksitz in der Kirche. Solcher Platz hieß Kirchenstuhl. Jeder Stuhl hatte seine Nummer. Unten im Kirchenschiff waren die Frauenstühle. Die Männerstühle befanden sich auf der unteren Empore. War ein Stuhlbesitzer verstorben, so kaufte sein Erbe oder Nachfolger den Sitz. Es kaufte z.B. Johann Georg Ziegenfuß den Stuhl seiner Mutter für 6 Groschen und zahlte dazu noch 2 Groschen Schreibgebühr. Der Stuhl unter dem Turm, der längst ganz aufgegeben wurde, und der auf der Nordseite neben dem Altar gehörten dem Kreishauptmann von Karlsburg, über diesem letzten befand sich der Stuhl des Amtmanns Erich, diesem gegenüber der des Majors von Biela. Den Platz südlich der Kanzel hatte bis 1933 die Familie Schreiber inne. Der Besitzer des Ilfeldschen Lehngutes Becker saß 2 Treppen hoch südlich der Kanzel. Für die 1785 bis 1800 neuerbaute Kirche fertigte Pastor Karthäuser, der hier 1781 bis 1806 amtierte, ein Kirchenstuhlverzeichnis gewissenhaft an. Es wurde bis 1884 laufend geführt. Dann aber hatte sich diese Sitte überlebt, ein Festhalten daran wird kirchlicherseits weiterhin gefördert.