Unsere Kirchenglocken

Am 9.10.1794 schenkte der Baron von Karlsburg der Gemeinde den neuerbauten Kirchturm mit den drei neuen Glocken darauf. Die große Glocke wog 11 ½ Zentner und den Ton F, die mittlere mit 6 ½ Zentner hatte den Ton A, und die kleine von 4 Zentnern Gewicht hatte den Ton C. Die letzte war die Schulglocke; sie rief jeden Morgen die Kinder zur Schule. Sie wurde auch für das tägliche Abend- oder Feierabendläuten gebraucht. Das stammte demnach noch aus einer Zeit, wo noch kaum ein Erwachsener eine Taschenuhr besaß. Es wurde in Sundhausen erst 1930 abgeschafft, weil es bedeutungslos geworden war. Als 1856 die kleine Glocke sprang, wurde lange über ihren Umguß beraten. Die Kirche wollte die Kosten der Gemeinde und diese jener zuschieben. Die Einnahmen der Kirche aus Kirchenland und Klingelbeutel beliefen sich seit 1850 auf 200 Taler jährlich, während die Gemeinde durch Ablösung, Separation und Helmeregulierung große Lasten zu tragen habe. Auch müsse die Gemeinde einen neuen Schullehrer anstellen, da „der letzte durchaus nicht mehr dem Zweck entspricht“. Am 13.2.1857 genehmigte das Konsistorium in Stolberg den Umguß. Glockengießer Engelke in Halberstadt führte ihn aus. Die neue Glocke trifft am 8.8.1857 hier ein. Es fehlen ihr im Gewicht an 4 Zentner 2 Pfund.

1896 läßt die Gemeinde durch Glockengießer Ulrich in Apolda alle drei Glocken umgießen. Sie werden 952, 487 und 297 kg berechnet, wiegen also rund 700 kg mehr als die alten und lassen den Mollakkord EGH hören. Der Amtsvorsteher Weniger, Pächter auf der Karlsburg, genehmigte am 17.4.1896 ihre Einweihung. Die Kosten von 3047 Mark werden einem Sparkassenbuch der Kirche entnommen. Aber im folgenden Jahre sind noch 418 Mark Mehrkosten nachzuzahlen. Im September 1917 wurden die größte und die kleinste Glocke vom Kirchturm gestürzt und als Schrott für Geschütze dem Kriege geopfert. All ihr Friedensgeläut in 20 Jahren war also zwecklos gewesen.

KirchenglockenAm 7.5.1922, als die Geldinflation bereits deutlich ingang war, beschloß der Kirchenrat die Neuanschaffung dreier Gußstahlglocken für 62 400Mark. Die alte Bronzeglocke wurde für 40 000 Mark an eine Gemeinde bei Kassel verkauft. Als sie abgeholt wurde, wollte Sundhausen des verabredeten Preis heraufsetzen, will das Geld inzwischen erheblich an Wert verloren hatte. Da drohten die Käufer mit einem Prozeß, und man gab die Glocke hin. Der Kostenanschlag für die Stahlglocken der Gießerei Schilling und Lattman in Apolda belief sich auf 96 500 Mark. Bei der Lieferung forderte die Firma aber 891 660 Mark. Während sich die beiderseitigen Rechtsanwälte stritten, sank der Wert dieser Summe so stark, daß man ihn zahlte und die Kirchgemeinde ihre Glocken trotzdem billig erhielt. Das Geld sollte durch Spenden im Dorfe aufgebracht werden. Man spendete willig nach Tausenden, trug das Geld auf die Sparkasse, und schon verfiel es. Zuletzt bezahlte Amtsrat Artur Schreiber alle drei Glocken allein. Am 11.12.1922 hatte die alte Glocke das letzte Mal geläutet. Am Vorabend des 2. Advent läuteten die neuen Glocken zum ersten Mal. Sie erhielten die Töne FAE und wiegen 1300, 620 und 350 kg. Man weihte sie durch Feiern im Gottesdienst und in beiden Gasthaussälen ein.