Sundhäuser Aberglauben

Nasenbluten stillt man, indem man das Blut auf kreuzweise gelegte Strohhalme tropfen läßt oder indem man den kleinen Finger fest mit Zwirn umwickelt und die Hand hochhält.

Es gibt Leute, die Krankheiten besprechen können. Der Kranke darf auf dem Hin- und Herwege zu solchem Wundertäter nicht sprechen und der besprechenden Person weder die Hand noch Geld geben, sonst hilft das Besprechen nicht. Damit die geheimen Heilsprüche wirksam bleiben, muß ihre Kenntnis immer von einem Manne an eine Frau und von dieser wieder an einen Mann weitergegeben werden.

Wenn einem beim ersten Weg am Morgen ein junges Mädchen begegnet, so bedeutet das Glück für den Tag, eine alte Frau bedeutet Unglück. Ein kleiner Junge als erster Kunde bringt dem Geschäftsmann ein gutes Tagesgeschäft.

Beim Bau eines Hauses mauert man zuweilen einige Münzen oder Urkunden ein, und unter die Türschwelle legt man oder über die Tür hängt man ein Hufeisen als Glücksbringer. Nach der Fertigstellung des Dachgerüstes wird der Dachreiter mit einem grünen Busch geschmückt, das Richtebäumchen genannt, und dann gibt der Bauherr den Handwerkern den Richteschmaus. Dabei soll der Maurerpolier, das ist der Vorarbeiter, eine Ansprache halten und das erste Glas auf das Wohl des Bauherren leeren. Zeigt sich der Bauherr geizig, so nageln ihm die Zimmerleute einen alten Besen mit einem Hering ans Dachgerüst. Beim Beziehen des neuen Hauses schmücken die Nachbarn die Haustür mit einem Blumengewinde, hängen einen Willkommensgruß über die Tür und beschenken die Einziehenden mit Blumen.

Aus einem Traumbuch erforscht man die Bedeutung der Träume. Ein Traum von hellen Fenstern bedeutet Glück, von rauchendem Feuer Ärger und Verlust und von ausfallenden Zähnen Tod in der Familie.