Wie man früher Zucht und Ordnung zu halten bestrebt war, einige Beispiele: Hatte ein Brautpaar die eheliche Gemeinschaft vorweggenommen, wurde es nicht in der Kirche, sondern im Pfarrgarten oder in der Lache, also vor dem Dorfe getraut. War eine Person bei Unzucht ertappt worden, so setzte man sie rittlings auf einen Esel, - Esel gab es damals nicht selten - , band ihr um den Kopf einen Strohwisch und führte sie zum Gespött aller durch die Dorfstraßen. – Am 3.7.1707 hatte sich Rudloffs jüngste Tochter mit einem Dragoner abgegeben. Sie sollte als unzüchtige Metze von Soldaten ausgepeitscht werden, hatte sich aber davongemacht. Da wurde ihre unschuldige ältere Schwester ergriffen und in Gegenwart sehr vieler Leute als unzüchtige Dirne aus dem Dorfe gepeitscht. – Wegen voreiligen Sprechens und Schimpfens mußte eine Frau 20 Groschen Strafe zahlen. Eine andere Frau hatte in der Küche Flachs neben den Feuerherd gelegt; sie büßte mit 54 Groschen. Auch Holz unter dem hochbeinigen Ofen liegen haben, kostete Strafe. – Von Müller Apel heißt es: Er ist ein halsstarriger und boshafter Mann, der sich um seines Kindes Seligkeit nicht so sehr kümmert, wie er sich um das anzustellende Taufmahl bemüht. Trotz Ermahnen ließ er sein Kind lange ungetauft. Da wurde es plötzlich bös krank und mußte nun am 21.5.1708 nachts 11 Uhr die Nottaufe erhalten.
Zucht und Ordnung früher
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