Zu Mitternacht am Abend des Hochzeitstages wird der Brautschleier zerrissen. Das bringt dem jungen Paare Glück. Unglück bedeutet es, wenn die Braut mit dem Schleier auf dem Weg zur Kirche irgendwo hängen bleibt oder wenn sich die Braut an der Kirchentür umdreht. Verliert sie gar den Ring, so bedeutet das Scheidung. Mißgünstige Leute streuen heimlich Spreu ins Hochzeitshaus, denn das bringt Unglück. Regnet es der Braut in den Kranz, so werden die Hochzeitsleute reich. Wem sich bei dem Ringwechsel vor dem Altar der Ring zuerst vom Finger löst, der wird in der Ehe regieren. Will die Braut ihren Gatten regieren, so muß sie beim Handreichen während der Einsegnung den Daumen oben haben. Von einer Frau, die in der Ehe regiert, sagt man: Sie schwingt den Pantoffel !
Eine Wöchnerin durfte früher vor ihrem ersten Kirchgang nicht das Haus verlassen und vor allem nicht unter die Dachtraufe treten. Darum hielt die junge Mutter meist schon 14 Tage nach der Geburt des Kindes Kirchgang. Heute verbindet sie ihn mit der Taufe. Nach dem Taufakt tritt die Mutter mit dem Kind auf den Armen vor den Altar und wird vom Pfarrer gesegnet, worauf die Paten mit ihm den Liedervers singen: „Lobe den Herrn, der alles so herrlich regieret“. Wer beim Kinde den ersten Zahn entdeckt, erhält vom Kindesvater einen Taler geschenkt. Den ersten Zahn, den ein Kind verliert, wirft die Mutter in ein Mauseloch oder sie läßt ihn zur Aufbewahrung in einen Fingerring fassen. Um den Kindern das Zahnen zu erleichtern, hängt man ihnen eine Bernsteinkette oder eine Kette mit einem Hornring um den Hals, oder man hängt ihnen ein Beutelchen mit Feigwurz auf die Brust.
Nächtlich rufende Eulen und heulende Hunde oder ein am Krankenbette erlöschendes Licht oder die Turmuhrglocke, wenn sie in das Läuten der Kirchenglocken schlägt, zeigen einen bevorstehenden Todesfall an. Bei einer Beerdigung wird der Sarg eines Erwachsenen von den Mitgliedern des Vereins, dem der Verstorbene angehört hat, der Sarg eines Jünglings von den Mitgliedern des Burschenvereins, der einer Jungfrau von jungen Burschen getragen. Die männliche Verwandtschaft reiht sich ein in das Trauergefolge und kann sich deshalb nicht am Tragen des Sarges beteiligen. Ein junges Mädchen legt man in einen weißen Sarg, einen Jüngling in einen eichenfarbenen, alte Leute in einen schwarzen. Früher bekamen die Träger vor der Beerdigung ein Stück Brot mit Ingwer und Salz zu essen und einen Schnaps zu trinken und wurden wohl auch nach dem Begräbnis im Gasthof mit einer Bratwurst und Bier bewirtet. Eine Frau, die wäscht, während sich eine Leiche im Hause befindet, wäscht noch einen zweiten Menschen im Hause. Auch wenn der Tote während des Sonntags im Hause liegt oder wenn es ins Grab regnet, deutet das darauf hin, daß bald jemand nachsterben wird.