Verschiedenes von 1800 bis 1886

Am 1.6.1805 kamen der preußische König Friedrich Wilhelm III. und seine Frau, die Königin Luise, durch Sundhausen gefahren. Sie hatten Wernigerode und den Brocken besucht und waren über Ellrich und Nordhausen auf dem Wege nach Sondershausen.

Am 14.10.1806 wurde die Schlacht bei Jena und Auerstedt geschlagen. Das bis dahin stolze preußische Heer flüchtete nordwärts und die siegreichen Franzosen folgten ihm auf dem Fuße.

Preußische Heeresteile unter dem Fürsten Hohenlohe kamen auch durch Sundhausen.

Tage des Schreckens waren es, als die Korps des Feindes unter ihren Führern South, Ney und Murat vom 17. bis 19.10.1806 auch in Sundhausen plünderten und Gewalttaten verübten. Die Sundhäuser wurden tüchtig ausgeraubt. Der Pächter der Mühle, Müllermeister Johann Christoph Steuber, verfiel durch die ausgestandenen Ängste und Aufregungen in schwere Krankheit und starb am 30.10.1806.

Pastor Karthäuser war, 59 Jahre alt, bereits am 19.4.1806 an Nervenfieber gestorben. Unser Pfarrhaus, das damals baufällig war, scheint bei der Verwüstung durch die Franzosen so gelitten zu haben, daß der aus Breitenstein kommende neue Pastor Johan Paul Müller mit seiner Familie erst hierher zog, nachdem unser Pfarrhaus 1807 und 08 neu gebaut worden war. Diese Jahre müssen für unseren Ort eine schwere und traurige Zeit gewesen sein, starben doch 1806 15 Personen. Das war eine große Zahl bei rund 100 Ortsbewohnern. Die Bewohner des Hauses Karlsburger Straße Nr. 2 (früher Hausnummer 25) können noch heute, 1959, ihren Besuchern die Bodentür in ihrem Hause zeigen, die 1806 von französischen Soldaten eingeschlagen worden war, um die Boden- oder Vorratskammer ausplündern zu können. Die Spuren davon und ihre Ausbesserung sind noch deutlich zu sehen.

Das Pfarrhaus wurde 1806/08 für 1500 Thaler erbaut. Es ist in seinem äußeren Bau heute noch fast unverändert. Allerdings gab es neben ihm einen Viehstall für 4 Pferde und ein paar Kühe. Als Pfarrer Müller sein Amt antrat, übernahm er einen Milchschrank, einen Viktualien- (Lebensmittel)-Schrank, zwei alte, fast wertlose Kühe, ein halb Schock Winter- und ein halb Schock Sommerstroh und Heu. Der Pfarrknecht hatte in der Kirche seinen festen Kirchenstuhl. Im Pfarrgarten befand sich ein Ziehbrunnen mit Hebebaum.


Der Leimbacher Pfarrer Leopold schreibt in seiner Chronik von 1817:

„Sundhausen ist einer von den Küchengärten Nordhausens, auch der Umgebung und des Südharzes, und zwar der stärkste, und sein Gartenbau führt ihm sehr viel Nahrung zu, so daß viele Einwohner daran ihr gutes Auskommen haben, ja einige dadurch wohlhabend geworden sind.“

Wie gut oder auch ungut einige Leute verstanden, sich durch Kleingartenbau Geld zu „machen“, dafür ein Beispiel: Unter Glas, also in Mist- oder Warmbeeten, zog man sich früheste Gemüsepflanzen heran, fuhr damit, in Tragekörbe oder auf Karren gepackt, in die Harzdörfer und rechnete, daß späte Frühjahrsfröste die zarten Pflanzen verdarben. Dann kam man im April oder Mai mit inzwischen herangewachsenen neuen Pflanzen wieder und machte sein Geschäft ein zweites Mal.

Über 1834 sind folgende Einwohnerzahlen Sundhausens bekannt: Geboren wurden 4 Knaben und 4 Mädchen, getraut wurden 9 Paare, es starben 8 Personen. Das Dorf hatte 51 Häuser. Darin lebten 38 ledige Manns- und 40 ledige Frauenspersonen, 23 männliche und 31 weibliche Dienstboten, ferner 59 Ehemänner, 61 Ehefrauen, 10 Witwer, 6 Witwen, 68 Schulkinder und zwar 32 Jungen, 36 Mädchen. Die Zahl aller Seelen betrug 319.

Die Pachtzeit der Kegelbahn im Gemeinderasen vor der hiesigen Schenke lief am 30.3.1843 ab. Der Mietsmann Karl Kaps hatte sie auf drei Jahre gepachtet gehabt. Der Pächter Bernhard Schwarzkopf erstand sie für 15 Silbergroschen. Er darf sie weder an Sonn- und Festtagen, weder vor noch unter dem Nachmittagsgottesdienst benutzen lassen. Kegel, Kugeln, Seitenbretter und alles Erforderliche muß der Pächter selbst ankaufen.

1862 verkaufte Gustav Oswald Alfred von Karlsburg die Schenke an August Peter.

Von da an gehörte also die Schenke nicht mehr zur Karlsburg.

Veteranenehrung 1863: Die Feier des hundertjährigen Gedächtnisses des Hubertusburger Friedens, der 1763 den siebenjährigen Krieg Preußens gegen Österreich beendete und die Erinnerung an die Erhebung Preußens zum Freiheitskampf gegen Napoleon 1813 wurde in einem feierlichen Gottesdienste am 15.2.1863 begangen. Dabei wurden für die Veteranen vor dem Altar besondere Sitze aufgestellt. Pfarrer Töpfer hielt den Gottesdienst.

Am 16.8.1870 wurde folgendes Gebet von der Kanzel „verlesen“: „Da es Dein heiliger Beschluß und Wille ist, Du ewiger Herr in allen Reichen, die Drangsale des Krieges über uns ergehen zu lassen, so hilf in Gnaden, daß wir gleich unseren Vätern zu Zeiten uns von Herzen demütigen unter Deine gewaltige Hand, bis Du uns erhörst zu seiner Zeit. Um Deiner großen Barmherzigkeit willen aber, o Herr der Heerscharen, ziehe aus mit des Königs Heer, decke mit Deiner allmächtigen Hand wie mit einem Schilde den König und die Prinzen seines Hauses, segne unsere Waffen zur Überwindung der Feinde, gib Gnade, daß wir auch im Kriege uns als Christen gegen sie verhalten, neige sie durch Deines Geistes Kraft zur Versöhnung mit uns und hilf zu einem redlich gesegneten Frieden.“

Der Sundhäuser Schützenverein wurde 1873 von Schafmeister Kersten gegründet und zählte 19 Mitglieder. Geschossen wurde auf dem Platze vor der Schule an der Helme, der heute, fast hundert Jahre später, zum Kirchplatz zählt.

Die ersten Hauptleute waren Kersten und der Gemeindevorsteher Karl Peter. Am 14.7.1929 weihte der Verein auf seinem Sommerschützenfeste eine neue Fahne ein.

1884 beschloß der Kirchenrat, daß die Kirmeß fortan alle Jahre am 3.Sonntag nach Michaelis stattfinden soll.

Am Kirchweihtage des Jahres 1886 wurde im Dorfe in der Sondershäuser Straße ein Landarbeiter vom Dampfpflug überfahren und getötet. Bis um das Jahr 1930 etwa ließ die Firma Schreiber ihre großen Ackerflächen mit schweren Dampfpflügen rigolen, d.h. tief umpflügen.