Die heutige alte Schule ist schon seit 1945 keine Schule mehr und hat damals auch aufgehört, Lehrerwohnung zu sein. Es ist das Haus mit der alten Nummer 66 und nennt sich heute Kirchplatz Nr.1. Sein Bau wurde 1884 begonnen. Man mischte Lehm und Schlacke mit viel Straßendreck, man tat auch viel Kuhmist hinein, den man unmittelbar an der Baustelle fand, und formte und stampfte daraus Innen- und Außenwände. In seinen Außenwänden steht die Bodenfeuchtigkeit einen Meter hoch. Als es 1885 fertig geworden war, bewilligte man dem Dorfe einen zweiten Lehrer. Man hatte es in Schulraum und Lehrerwohnung mit gemeinsamem Flur und gemeinsamer Haustür geteilt. Sein erster Bewohner, Lehrer Dreyling, ließ sich schon nach 2 Jahren nach Nordhausen versetzen. Ostern 1888 wird der Schulamtskandidat Hermann Kratz sein Nachfolger. Sundhausen bleibt seine erste und einzige Lehrerstelle seines fast fünfzigjährigen Lehrerlebens. Unsere Schule hatte 1890 in der ersten oder Oberklasse 48, in der 2. oder Mittelstufe 56 und in der Unterstufe 55 Kinder, demnach im ganzen 159 Schüler. Die erste Klasse führte Kleeberg, die beiden jüngeren Klassen Kratz. Lehrer Kratz wurde 1890 endgültig angestellt. Im selben Jahr verheiratete er sich. Er wohnte und unterrichtete zunächst in der ganz alten Schule dicht neben der Kirche bis zum Abgang von Lehrer Kleeberg, an dessen Stelle 1900 Kantor Bischof trat. Jetzt zog Lehrer Kratz in die damals neue Schule an der Helme. Hier hat er 39 Jahre gewohnt und gearbeitet. 1888 gründete er den Männergesangsverein und führte ihn 36 Jahre, bis er ihn 1924 an seinen Schwiegersohn, den Lehrer Totenhöfer in Steinbrücken, einen tüchtigen Musikanten, abtreten konnte. Sein Verein ernannte ihn in tiefer Dankbarkeit zum Ehrenliedermeister. Beim 40. Stiftungsfest des Vereins 1928 erhielt er als Anerkennung seiner früheren Verdienste ein Schubertbild geschenkt. 1894 wurde Lehrer Kratz in die Kirchenvertretung und 1921 in den Kirchenrat gewählt. In den Jahren des ersten Weltkrieges, 1914 bis 1918, und weiterhin hatte es Pastor Sachtleben zum großen Teil ihm zu verdanken, daß er mit seiner Familie nicht buchstäblich verhungert ist. Nach Kantor Bischofs Tode 1925 überließ man ihm auch mit Zustimmung des neuen Hauptlehrers und Kantors Ernst Fritze das Organistenamt für etliche Jahre. Zum Vertreter der politischen Gemeinde oder zum Gemeinderat hat er sich nie wählen lassen. Dafür aber ist er jahrzehntelang Gemeindekassenführer und Standesbeamter gewesen und hat etwa gleich lange in den Gemeindevertretersitzungen Protokoll geführt. Man beschloß also in den Sitzungen stets so, wie es Lehrer Kratz in Worte faßte. Oktober 1929 zog er in sein eigenes neues Haus, das er sich vom Sundhäuser Baugeschäft Hugo Reinhardt in der Neuen Straße als Hausnummer 1 hatte bauen lassen, und ging in den Ruhestand, blieb aber noch etliche Jahre in seinen Gemeindeämtern, obwohl er Diabetiker war. Am 9.3.1936 starb er. Seinem Sarge folgte ein langer Trauerzug.
Lehrer Totenhöfer in Steinbrücken war um 1925 einige Jahre als Nachfolger des Lehrers Kratz Dirigent des Sundhäuser Männergesangvereins gewesen und hatte diesen Verein zu beachtlichen Leistungen gebracht. Er wurde 1930 als Rektor nach Roßleben an der Unstrut versetzt. Hier feierte er am 10.5.1938 Silberne Hochzeit. Vier Wagen voll seiner einstigen Gesangsvereinsschüler – Autoomnibusse waren damals noch fast unbekannt – fuhren aus Sundhausen hin und ließen vor seinem Hause, unverhofft für das Jubelpaar, den so oft unter ihm gesungenen Sängergruß „Gott grüße Dich!“ erschallen, dazu noch andere alte Chorlieder. Die Freude darüber war beiderseits groß und echt, und man gedachte in Sundhausen noch lange dieses schönen Tages.
Kantor Kleeberg wirkte in Sundhausen als Erster Lehrer von 1890 bis 1900. Ihm folgte Kantor und Hauptlehrer Bischof aus Schwerstedt in Thüringen. Er lebte 25 Jahre hier. Nach dem kirchlichen Visitationsbericht von 1911 soll der Organist, Kantor und Hauptlehrer Bischof verpflichtet werden, Festgesänge mit den Schulkindern an den drei großen kirchlichen Festtagen und zur Kirmes im Gottesdienst vorzutragen. Demnach gab es zu der Zeit keinen Kirchenchor.
Als er 1925 am 2. Weihnachtstage nach dem Gottesdienst beim Hausschlächter Hermann Kersten Hausnummer 6, heute Hauptstraße Nr. 6, sein Hausschlachten bestellen wollte, fiel er um und war sofort tot.