Unser ältestes Gasthaus ist die Schenke an der Helme, am Schenksteg, es bildet die Ecke von Hauptstraße und Rinne. Noch in Erinnerung unserer ältesten Eingesessenen ist die „alte Schenke“, die 1887 abgerissen wurde. Sie hatte den Saal über dem Erdgeschoß, also eine Treppe hoch. Vor dem Abbruch des alten Hauses feierte man noch ein letztes Tanzvergnügen, und am Schluß schlugen die feiernden in ausgelassener Lebenslust die Saalveranda ein, da doch der Neubau erfolgen sollte. Von der nunmehr neuen Schenke, die heute noch steht, ließ der Schenkwirt Probst zuerst den Saal bauen. Probsts Nachfolger hieß Stierwald. Auf diesen folgte Ferdinand Angelstein. Vor der Schenke stand zu der Zeit eine große alte Pappel, die Dorfpappel, deren Stammumfang 6 m maß. Sie war mit ihren vielen trockenen Ästen bei starken Sturm für den Straßenverkehr zu einer Gefahr geworden und wurde deshalb im Frühjahr 1925 beseitigt. Arbeitslose Männer aus Sundhausen und Uthleben wurden für diese Arbeit herangezogen.
Friedrich Angelstein, der Sohn des Ferdinand verpachtete die Gastwirtschaft 1959 an die staatliche Handelsorganisation, kurz Ha-O genannt, geschrieben HO, was man heute (1960) in unserer DDR fast in jeder Straße und beinahe an jedem Geschäftshause lesen kann. Seitdem heißt die Schenke nicht mehr Angelsteins Gasthof, sondern HO-Gaststätte.
Um 1860 wurde an der Hainer Landstraße oberhalb der heute (1960) noch bestehenden „Einnahme“ ein Gasthaus erbaut. (Die „Einnahme“ wurde 1997 vor dem Bau der Autobahn abgerissen.) Es wurde, weil es ein schmucker Fachwerkbau war, das „Feldschlößchen“ genannt. Es gehörte einen Christian Heinrich Raue. Dessen Eltern, der Hintersasse Johann Christian Rauhe und seine Ehefrau Johanne Sophie Katherina geborene Heckerodt waren, von Windehausen kommend, Anfang des 19. Jahrhunderts nach Sundhausen gezogen, „gezockelt“ sagt man hier. Der Hintersasse Rauhe starb 1857, 78 Jahre alt. Sein zweiter Sohn, Friedrich Wilhelm Rauhe, war in erster Ehe mit einer Kaps verheiratet. Aus dieser Ehe stammte Minna Rauhe, die 1930 im Alter von 79 Jahren starb. Der Gasthofbesitzer hatte drei Kinder, die in dem Feldschlößchen aufgewachsen sind. Das Haus hatte zwei Feuerbrünste zu bestehen, wurde abgebrochen und vom Gutsbesitzer Schreiber im Dorfe der Schule gegenüber, also am Kirchplatz wieder aufgebaut und als Wohnhaus für seine Arbeiter eingerichtet. Es bekam die Hausnummer 52 und wird heute mit Kirchplatz 3 bezeichnet. Es wohnen eine Reihe Familien darin, die weiterhin auf dem heute staatseigenen Gute als Landarbeiter beschäftigt sind.
Der Sundhäuser Müller Riefenstahl hatte in dem tiefgelegenen Haus Nr. 8b am Mühlgraben dicht oberhalb der Mühle, jetzt mit Sondershäuser Straße 17 bezeichnet, eine Gastwirtschaft betrieben und dann auf der Westseite der Landstraße zwischen Mühlgraben und Helme einen neuen Gasthof erbauen lassen. Er verschuldete aber dadurch so stark, daß er ihn einen Machlepp aus Bielen verkaufte. Oktober 1888 übernahm ihn auf kurze Zeit ein Lattermann, und am 23.12.1888 kaufte ihn der Karlsburger Gärtner Otto Pollack. Er hielt das schöne große Grundstück fest und übergab es 1920 seiner Tochter Berta, die mit dem Schmiedemeister Walter Schmidt aus Sundhausen verheiratet war. Dieser Walter Schmidt verlegte seine Schmiede dahin, vergrößerte den Saal und baute das Gasthaus schön und stattlich aus. Damals begann sich der Autoverkehr auf unseren Landstraßen zu entwickeln, und Gastwirt Schmidt verstand es, seinen Nutzen daraus zu ziehen. Aber da wurde der schöne Saal noch gegen Ende des zweiten Weltkrieges das Opfer einer Fliegerbombe. Schmidt sah sein Lebenswerk so gut wie vernichtet und starb nicht lange danach. Das Gasthaus ist heute noch [ca. 1960] in den Händen seiner Witwe und seines ältesten Sohnes Werner Schmidt, dessen Frau wiederum eine geborene Pollack ist. Der Saal wurde 1956 wieder aufgebaut, nicht ganz in seiner früheren Größe.