Noch ein Harzausflug des Sundhäuser Frauenvereins im Juli 1934

Der Ausflug wurde geplant, vorbereitet und geführt von der Vorsitzenden des Vereins Frau Amtsrat Schreiber. Bei schönstem Sommerwetter bestiegen eines Morgens um 8.00 Uhr 90 Vereinsmitglieder drei vor der Kirche vorgefahrene Autoomnibusse und fuhren durch den Harz. Der Weg führte durch das Ilfelder Tal nach Stiege und Friedrichsbrunn, wo gefrühstückt wurde. Das nächste Ziel war der Hexentanzplatz. Herrliche Fernsicht und der Blick ins Bodetal fesselten die Ausflügler lange. Dann besichtigte man die Walpurgishalle mit ihren Gemälden über Goethes Faust und ihren Sammlungen von Werkzeugen und Urnen aus Stein- und Bronzezeit. Nun ging man zu Fuß den Berg hinunter nach Thale. Im Waldkaffee an der Bode aß man zu Mittag. Danach wanderte man das Bodetal aufwärts bis zur Teufelsbrücke. Noch nach Jahren erzählte Frau Friederike Wagner voller Freude von dem „scheenen Schum uff der Bode“, den sie hier gesehen hatte. Von Thale ging die Fahrt nach Neinstedt, wo man die Neinstedter Anstalten (Stiftung für behinderte und psychisch kranke Menschen) besichtigte. Ein Sachkundiger führte die Frauen und berichtete von den drei Arbeitsgebieten des Lindenhofes: der Fürsorgeerziehung, der Bruderausbildung und der Betreuung der Schwachsinnigen und Epileptischen. Die Anstalt besteht seit 1850 und wurde laufend vergrößert. Am meisten interessierte das Elisabethstift, wo 750 dieser Ärmsten im Alter von 4 bis 70 Jahren untergebracht sind. Es dauerte eine gewisse Zeit, bis sich die Frauen nach dem Besuch von dem gesehenen Menschenelend in freier Natur wieder erholt hatten. In Alexisbad trank man Kaffee bei froher Kurmusik. Die Heimfahrt führte dann über Harzgerode und Stolberg. Die Kinder hatten schon eine Stunde lang auf dem Kirchplatz auf ihre Mütter gewartet.

 

Weitere Links:
Neinstedt (wikibedia)
Neinstedter Anstalten (wikipedia)