Wo heute auf dem Kirchhof dicht südlich der Kirche das Kriegerdenkmal vom ersten Weltkrieg 1914 bis 1918 steht, stand das überhaupt erste Sundhäuser Schulhaus, von dem man durch unsere alten, treu geführten und bewahrten Kirchenbücher weiß. Es soll 1571 erbaut worden sein. Als es nach 250 Jahren baufällig geworden war, schrieb Pfarrer Müller 1825 nach Stolberg:
„Eine Königlich Preußische und Gräflich Stolbergische Kirchen- und Schulkommission hat sich zwar bereits vor mehreren Jahren von der Baufälligkeit der hiesigen Schule durch den Augenschein überzeugt und eine Hauptreparatur beschließen lassen, aber wenn solche vorgenommen würde, möchte das ganze Gebäude einstürzen. Das Alter desselben bringt diese mehr als wahrscheinliche Vermutung zur Gewißheit, denn die erwähnte Schule besteht seit 254 Jahren und wurde alt gekauft. Alles, Schwellen, Säulen, Balken und Dachsparren sind so wurmstichig und wandelbar, daß schon eine kleine Erschütterung hinreichen würde, das ganze Gebäude umzustürzen. Dieser Umstand wurde auch durch eine sich in diesem Frühjahr 1825 ereignende Begebenheit zum allgemeinen Schrecken bestätigt. Während der Zeit, da der Lehrer die Kinder unterrichtete, wurden letztere gewahr, daß sich einige Stückchen Kalk von der Decke der Stube lösten und sich der eine Balken zu krümmen schien. Sie machten den Lehrer darauf aufmerksam. Dieser befahl den Kindern sogleich, die Schulstube schnell zu verlassen. Alle Kinder flüchteten voll Bestürzung teils auf den Kirchhof, teils auf die Straße mit entsetzlichem Jammergeschrei. Totenblässe lag auf ihren Gesichtern. Durch ihr fürchterliches Heulen und Schreien wurde eine Menge Menschen herbeigezogen, und man erwartete jeden Augenblick das Zusammenstürzen des Schulhauses. Ich und die wohllöbliche Vormundschaft wurden herbeigerufen, aber keiner hatte Mut genug, sich dem wankenden Gebäude zu nähern, geschweige denn in dasselbe einzutreten. Indessen wagten wir es, trotz aller drohenden Gefahr, in die Schulstube zu gehen. Der eine Balken hatte sich wirklich etwas gebogen, und kleine Stückchen abgelösten Kalkes lagen auf dem Boden. Es wurde, um allen Ferneren vorzubeugen, auf der Stelle beschlossen, durch den Tischlermeister Heßler eine ziemlich starke Stütze (einen sogenannten Ständer) unter dem sich neigenden Balken zu befestigen. Wie lange dieses vorhalten wird, steht zu erwarten. Will die Schulkommission sich das Unglück in seiner ganzen Größe recht lebhaft vorstellen, wenn unter den Trümmern Lehrer und Kinder Tod und Untergang fänden? Welch ein Wehklagen und Jammergeschrei von Vätern und Müttern werden würde, wenn sie ihre Kinder auf eine solche schreckliche Art verlieren! Nein, wir bitten, sofort alle Anstalten zu einem Neubau zu treffen. Wenn irgendeine Gemeinde Sinn und Gefühl für gemeinnützige und zweckmäßige Anstalten hat, so ist es die hiesige. Dieses persönliche Zeugnis muß ich derselben seit meiner fast 20-jährigen Amtsführung redlich und gewissenhaft geben. Für ein Haus oder wenigstens für eine geräumige Stube, worin während des Baues Unterricht erteilt werden könnte, will die Gemeinde sorgen. In Erwartung baldiger Anordnung zeichnet der Stolbergschen hochlöblichen Kirchen- und Schulkommission ergebenster Diener Johann Paul Müller, Pfarrer.
Sundhausen den 5.Juli 1825“
Das neue Schulhaus wurde endlich 1829 fertig. Es wurde 1829 aus Lehmsteinen erbaut und sah so aus: Im Erdgeschoß führte eine Doppeltür in den Hausflur, der mit Brandsteinen ausgelegt war. Die Lehrerwohnung lag im Erdgeschoß, der Klassenraum befand sich darüber. Die Wohnstube des Lehrers hatte zwei Fenster nach Süden. Daran stießen zwei Schlafkammern, die erste mit einem Fenster nach Osten, also der Straße oder dem Kirchplatz zu, die zweite mit einem Fenster nach Norden, also nach der Kirche hin. Eine Tür im Hausflur führte zur Küche, dazu gehörte eine Speisekammer. Beide Räume hatten je ein Fenster nach Norden. Im oberen Stockwerk war ein kleiner Vorsaal mit einem Fenster nach Süden. Die Schulstube war 484 Quadratfuß groß und hatte 4 Fenster gegen Osten und zwei gegen Süden. Neben der Schulstube befand sich noch ein kleiner Raum mit einem Fenster gegen Norden; er war vom Vorsaal aus zugänglich. Der Bodenraum über der Klasse war mit Estrich belegt. – Vor dem Schulhause war ein Hofraum. Die Ostseite des Schulhofes war durch eine niedrige Mauer, durch die der Eingang zur Schule führte, von der Straße getrennt. Das Schulgehöft hatte auch Nebengebäude.